Am vergangenen Wochenende war der SV 1920 Hofheim Gastgeber einer Doppelrunde der neuen Oberliga Südwest. Gäste waren die Klubs aus Eppstein und Wiesbaden, und natürlich auch wir als sogenannter Reisepartner von Hofheim.
Schwurbler hoffen hier übrigens umsonst auf Futter für neue Verschwörungstheorien, denn nicht George Soros und seine gleichnamige Stiftung sind hier das Thema, sondern nur dass hier an einem Wochenende eine Gesellschaft von Open veranstaltenden Vereinen zusammenkam, die durchaus bemerkenswerte Züge aufweist.
Fangen wir mit mit einem der Gäste an: Die ab Beginn der 1930er Jahre in Bochum herausgegebenen Schach-Echos gehen in den Jahren vor Ende des 2.Weltkriegs wegen Papiermangel ein.
„Neues Leben blüht aus den Ruinen“, so ist die erste Ausgabe einige Jahre nach Kriegsende betitelt, kommt es vom Verlag, nunmehr in Königstein im Taunus angekommen.
30 Jahre später, mit dem 40. Jahrgang, endete die Ära der Familie Katzer als Herausgeber und das Schach-Echo erschien ab 1983 im gleichnamigen Verlag der Herausgeber Raes und Rieger. Sitz war nun Eppstein im Taunus geworden, wo auch die Schachvereinigung ihren Sitz hatte.
Sicherlich zu Werbezwecken des neu gestalteten, bunteren Magazins wurde im Jahr darauf ein offenes Turnier vorgestellt und reichlich beworben. In Deutscher-Schachzeitung, Rochade, Schach-Report kam das nicht so toll an, und man sparte auch nicht an Kritik wegen der Terminüberschneidung zu etablierten Veranstaltungen.
Die SVG Eppstein war wie das Schach-Echo im Jahr 1932 gegründet worden. So passte man perfekt zusammen und teilte sich organisatorische Aufwände bei diesem Turnier.
Trotz Verkündigung es im nächsten Jahr besser zu machen blieb es aber bei diesem One-Hit-Wonder.
Drei Jahre zuvor, eine Welle von neu gegründeten Open schwappte gerade über Deutschland, bot man in Wiesbaden ein Top- Schach-Event an. Es war so etwas wie die auch noch jungen Dortmunder Schachtage, aber in light, aber das Hauptgerüst, ein GM- Rundenturnier als Attraktion, und ein Open „darunter“, wurden umgesetzt.
Der Wiesbadener SV ließ das GM- Turnier in den Folgejahren weg, doch das Open gibt es heute noch am Biebricher Schlosspark. Es ist damit das seltene Extrem zu einem One-Hit-Wonder. Viele der allerersten Open aus den späten 70er und frühen 80er Jahren haben die Zeiten nicht überlebt. Auch für das Schlosspark Open war nach den erfolgreichen 90er Jahren erst mal Schluss, bevor man 2010 einen Neustart wagte, der bis in die heutige Zeit als erfolgreich beschrieben werden muss .
Einige, die sich noch später zu einer Turnierserie aufmachten, stellten irgendwann leider doch den Betrieb wieder ein. Eine ganze Menge fallen einem ad hoc dazu ein: Baunatal, Bad Zwesten, Kassel, Vellmar, Korbach, Einhausen, Darmstadt, F-Griesheim, Gießen, wobei sich letztere auch vor einigen Jahren wieder reanimiert haben.
2013 fiel in Hofheim jedenfalls der Startschuss zum 1. Frühjahrs- Open. Bis dahin war der bis heute erfolgreichste hessische Klub bekannt für seine beliebten ELO- Turniere, die aber in deutlich kleinerem Rahmen ausfielen. Diese boten immerhin die Möglichkeiten ELO- Halbwertungen zu erspielen, um dann bei erneuter, immer vorausgesetzt auch erfolgreicher Teilnahme, eine begehrte ELO- Zahl zu erspielen. Diese Ausrichtung des Klubs auf das Spitzenschach macht letztlich auch eine Menge davon aus, dass man sich fast 50 Jahre auf Bundesliga- Ebene festspielen konnte.
2019 war dann aber mit dem 7.Open auch leider schon wieder Schluss, denn schon früh im Jahr 2020 begann Corona die Kontrolle zu übernehmen. Ein Restart ist bisher nicht geplant oder erkennbar, aber auf Grund der Möglichkeiten des Klubs immer machbar.
2014 wollte man in Heusenstamm einen erneuten Versuch wagen, um nach 2008/09 wieder ein Open in der Stadt anzubieten.
Diesmal sollte es in völliger eigener Regie und auch Verantwortung auf die Beine gestellt werden und man hatte sich statt zur Turnhalle am S-Bahnhof den Zugang zur wesentlich größeren Kultur- und Sporthalle am Martinsee gesichert.
Es begann mit etwas mehr als 130 Teilnehmern im Jahr 2014, damals war das HSO, so die Kurzbezeichnung, noch das Heusenstamm-Schloss-Open. Ab dem Jahr darauf und bis heute bekannt als Heusenstamm-Sparkassen-Open.
Die ganze Geschichte zum Turnier ist auf der Event- Webseite im Detail nachvollziehbar, und bietet damit auch etwas Besonderes im Vergleich zu vielen anderen Ergebnisarchiven.
„Sic transit gloria mundi“ hat dazu der Hobby- Lateiner im Ärmel und es ist wirklich schade, wie viele Turniere nicht nur verschwunden, sondern auch aus dem digitalen Vermächtnis gefallen sind.
Funfact zum Abschluss: Sowohl Hofheim wie Wiesbaden und auch wir Heusenstammer haben eine Vergangenheit mit der 1. Bundesliga, auch wenn wir die damals erspielte Qualifikation nicht wahrgenommen haben. Eppstein muss da noch nachlegen. Aber Hofheim, die mit ihrem Team 1 am letzten Oberliga- Wochenende ebenfalls in Fischbach am Start waren, allerdings in der 2. Liga Süd, haben gar beste Chancen in diesem Jahr den erneuten Aufstieg in die oberste Spielklasse zu schaffen.